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Schummeln erlaubt? Wie ich meinem Kind Vitamine unterjubeln kann…

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Hallo zusammen,

in meinem letzten Beitrag „Suppenkasper? Bei mir nicht!“ habe ich einige Tipps gegeben, wie Babys und Kleinkinder über die Zeit an eine gesunde Ernährung herangeführt werden können. Doch es gibt diese resistenten Vitaminmuffel, die diese Bemühungen einfach ignorieren und langfristig nichts mit Obst oder Gemüse anfangen können. Was tun? Zu aller erst: gelassen bleiben und weitermachen! Und nebenbei ein wenig „schummeln“... Den Kindern Obst und Gemüse ins Essen zu mischen, ohne dass es ihnen auffällt... Prinzipiell ist das vollkommen in Ordnung. Bei manchen Verweigerern sogar notwendig. Allerdings sollten bestimmte Dinge beachtet werden. Zudem gebe ich einige meiner beliebtesten und bewährtesten „Schummelideen“ aus meinem Alltag preis. Viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren!

Wenn man bedenkt, dass auch Kinder drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst zu sich nehmen sollten, ist es absolut nachvollziehbar, dass manche Eltern, mich eingeschlossen, nicht mehr so gelassen bleiben können, wenn das eigene Kind tagelang nichts Frisches isst. Die Portionsmenge orientiert sich dabei an der jeweiligen Handgröße des Kindes. Diese wächst ja im Normalfall mit dem Alter mit. Eine Portion Obst entsprechen beispielsweise einem handgroßen Apfel oder zwei, zur Schüssel geformten Hände voll mit Beeren. Bei Gemüse sieht es ähnlich aus. Eine Tomate, die in eine Hand passt, oder geschnittene Paprika, die in beide Hände passen, sind gute Anhaltspunkte. Zudem kann aber auch ein kleines Glas Obst- oder Gemüsesaft als eine Portion dienen. Wenn ich mir also die Hände meines kleinen 2-jährigen Gemüsemuffels so anschaue, eigentlich nicht zu viel. Aber selbst das klappt in den seltensten Fällen. Die Studienlage zeigt ähnliche Daten: Knapp über 50% der Kinder und Jugendlichen (drei- bis 17 Jahre) verzehren lediglich zwischen einer und drei Portionen pro Tag. Nur 14,1% schaffen das angegebene Ziel oder übertreffen es sogar.

Bei den Schummelaktionen versuche ich jedoch meinem eigentlichen Kredo treu zu bleiben. Damit meine ich, dass meine Kinder die verschiedenen Sorten ganz für sich selbst erleben und schmecken lernen. Es landen also eher selten Multivitamin-Suppen auf dem Tisch. Ich bin auch kein Fan von täglichen Smoothies (auch nicht von den bekannten Quetschies → auch ein Teil meines nächsten Artikels), es sei denn es wird gemeinsam mit den Kindern experimentiert und ein Event daraus gemacht. Dann kann es wiederum super sein. Beim „Schummeln“ geht es mir vor allem darum, unbeliebtes Obst und Gemüse in Gerichten zu verstecken, die häufig gut ankommen, um die Menge von pflanzlichen Lebensmittel und somit auch die wichtigen Vitamine und Mineralstoffe zu erhöhen. Sie sind einfach im Wachstum und in der Entwicklung von Gehirn und Körper so wahnsinnig wichtig.

Aber Vorsicht!

Mit einer Auswahl an „Schummel“-Rezepten wird der Nährstoffbedarf des Kindes zwar ansatzweise gedeckt und die Eltern sind beruhigt. Das ist gut. Nur verführt es eventuell auch, sich mit einem vermeintlich guten Gefühl zurückzulehnen. Es besteht die Gefahr, dass die täglichen Bemühungen einer nachhaltigen Ernährungserziehung schleifen gelassen werden beziehungsweise dem durchaus anstrengenden Umgang mit einem Vitaminmuffel ausgewichen wird. Wichtig ist daher zu erwähnen: Ziel ist es weiterhin, Kinder an den individuellen Geschmack von Obst und Gemüse zu gewöhnen und die Lebensmittel auch weiterhin in normaler Form anzubieten, um auch zukünftig einen ausgewogenen Ernährungsstil zu entwickeln. Der Geschmack wird vor allem im Baby- und Kleinkindalter geprägt und Umgewöhnungen sind bekanntlich nicht einfach. Es kann also ergänzend „geschummelt“ werden und sollte kein Ersatz darstellen. Denn ob der Gemüsepfannkuchen auch noch im Teenie-Alter ankommt, ist fraglich, geschweige denn im Erwachsenenalter.

Aber nun gut mit der Theorie. Hier sind meine Rezepte, die sich in unserem Alltag bewährt haben, um Obst, Gemüse und Vollkornprodukte an und in das Kind zu bekommen:

  • Müsliriegel

    Diese Müsliriegel eignen sich hervorragen als Snack und auch schon als Fingerfood in der breifreien Zeit. Feine Haferflocken und gemahlene Nüsse mit selbst püriertem Obst (hier gern die Multivitaminvariante mit Beeren, Banane, Apfel, Birne etc.) und evtl. getrocknetem Obst (Apfelscheiben, Rosinen, oder Ananas) mischen bis ein dicker Teig entsteht. Alles etwa eine halbe Stunde quellen lassen. Danach mit den Händen ca. 10 cm lange handliche Sticks auf ein Backpapier formen und bei ca. 180 °C bei Ober- und Unterhitze oder auch Heißluft ca. 15 min backen.

  • Bananenbrot

    Da gibt es ja zahlreiche Rezepte auf verschiedenen Internetseiten. Ich nutze ausschließlich Vollkornmehl und frisches Obst und verzichte auf Fett und Süßungsmittel wie Zucker, Ahornsirup oder Honig. Dies kann aber natürlich auch nach Wunsch genutzt werden. Dafür variiere ich mit Gewürzen wie Zimt oder Vanille, Nüssen, Saaten und getrockneten Früchten. Das Bananenbrot dient wunderbar als Snack für zwischendurch und wird gern auch zum Frühstück mit etwas Butter gegessen.

  • Milchshakes

    Meine Kinder essen ungern Banane, aber lieben Bananenmilchshake. Für eine Abwechslung zum Frühstück, mit Müsli oder pur sowie als kleine Zwischenmahlzeit am Nachmittag immer gern gesehen. Milchshakes können wunderbar variiert werden. Probiert doch auch einmal eine pflanzliche Milchvariante wie Hafermilch, Sojamilch oder Nussmilch aus. Bei den Obstsorten sind beispielsweise Banane, Apfel, Beeren, Pfirsich, Nektarinen oder Pflaumen super geeignet. Auch hier empfehle ich persönlich, sich auf eine Obstsorte zu beschränken, damit der Geschmack richtig heraus kommt.

  • Pfannkuchen

    Das ist eigentlich mein Highlight. Pfannkuchen gehen super als schnelles Mittagessen, als Snack oder sogar zum Picknick im Park. Hierfür einfach normalen Pfannkuchenteig mit etwas Vollkornmehl herstellen und püriertes Obst oder Gemüse hineinrühren. Unsere Lieblinge sind Pfannkuchen mit Spinat, Brokkoli, Erbsen, Mais, Apfel oder Heidelbeeren. Dies funktioniert auch wunderbar als Waffel.

  • Reibekuchen

    Reibekuchen gehen doch immer, selbst bei uns Erwachsenen. Und die Kinder haben auch Spaß am Helfen. Hier können ganz einfach Zucchini oder Möhre mit untergemischt werden. Dann essen wir sie allerdings nicht mit Apfelmus sondern mit Naturjoghurt oder Kräuterquark. Aber Vorsicht: Aufgrund des hohen Fettgehaltes sollte es nicht täglich auf den Tisch kommen!

  • Brot

    Wer Spaß am Brotbacken hat, kann das mal ausprobieren. Das Brot wird schön bunt, saftig und auch Vollkornmehl passt hier super. Wir backen Brote mit Möhre, Zucchini, Äpfeln oder gemahlenen Nüssen.

  • Suppen

    Meist werden Suppen sehr gern von Kindern gegessen. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Meine Kinder mögen allerdings leider nur die cremigen, durchpürierten Suppen. Aber das ist in Ordnung. Und wenn dann noch ein paar leckere Backerbsen oder auch ein Würstchen dabei sind, ist die Welt in Ordnung.

  • Tomatensoße

    Tomatensoße zu Nudeln ist bei vielen Kindern beliebt und ein schnelles und einfaches Essen. Hier pimpe ich die Soße gern mit Paprika und Zucchini. Dann muss sie allerdings püriert werden. Möhre und Apfel geben zudem die nötige Süße auf eine gesunde Art.

  • selbstgemachtes Eis und Sorbet

    Eis ist natürlich immer beliebt. Schokolade würde mein Großer zwar bevorzugen, aber auch ein erfrischendes Eis mit Erdbeeren, Banane, Himbeeren oder Blaubeeren werden gern gegessen. Ich friere hierzu einfach das Obst ein und mixe es mit etwas Milch, Sahne oder Naturjoghurt. Es kann auch gekauftes Tiefkühl-Obst verwendet werden. Vorsicht aber bitte bei gefrorenen Beeren. Diese können u.a. mit Noroviren belastet sein und müssen vor dem Verzehr erhitzt werden. Aber kein Problem, einfach anschließend mixen, abkühlen lassen und wieder einfrieren. Zum süßen nehme ich entweder eine reife Banane oder auch mal etwas Agavendicksaft.

  • Smoothies

    Wie oben schon erwähnt, als Event und mit den Kids zusammen stellen selbstgemachte Smoothies durchaus ein Highlight dar. Bei den Obst- und Gemüsesorten können die Kinder einfach drauf los experimentieren. Als Flüssigkeit eignen sich neben Wasser auch Säfte, Milch oder auch Kokosnussmilch. Meine Erfahrung zeigt jedoch, dass es hier nicht an süßen Obstsorten fehlen sollte, da es sonst für die Kinder schnell zu sauer wird. Eine halbe Handvoll feine Haferflocken können die Konsistenz sämiger machen, ähnlich wie bei den gekauften Smoothies.

  • Kartoffelpüree

    Kartoffelpüree mit beispielsweise Kürbis, Süßkartoffel, Möhre oder Sellerie zu mischen, bringt nicht nur zusätzliche Vitamine, sondern auch Farbe, Süße oder herzhaften Geschmack.

  • Muffins

    Wer liebt nicht diese leckeren und handlichen kleinen Minikuchen. Hier sind auch der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Sowohl herzhaft als auch süß können Muffins wunderbar mit Gemüse oder Obst variiert werden. Als Süßungsmittel nehme ich gern wieder eine reife Banane oder auch mal pürierte Datteln.

  • Gnocchi

    Diese sind etwas aufwendiger, aber super lecker. Hier gibt es einfache Rezepte im Internet mit Kürbis, Erbsen, Spinat, getrockneten Tomaten oder Zucchini.

  • Banane mit Zimt

    Das ist nicht direkt ein „Schummeln“, sondern vielmehr eine Veränderung der dargebotenen Art, aber ich war so begeistert und möchte sie euch deswegen einfach nicht vorenthalten, denn meine eigentlichen Bananenverweigerer essen super gern Banane mit Zimt. Nun gibt es jeden zweiten Morgen Banane in Scheiben geschnitten und mit Zimt bestreut. Der Renner bei uns.

Ich hoffe, ich konnte Euch ein paar Anregungen geben und wünsche Euch und vor allem Euren Kindern viel Spaß und Appetit beim Ausprobieren!

Quellen

Robert Koch-Institut (2018): Sport- und Ernährungsverhalten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends , Link: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Focus/JoHM_02_2018_Sport_Ernaehrungsverhalten_KiGGS-Welle2.pdf?__blob=publicationFile

Kampagne „5 am Tag“ unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit sowie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft: Link: https://www.5amtag.de/

Forschungsinstitut für Kinderernährung (2005): Empfehlungen für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen. FKE, Dortmund

Bundeszentrum für Ernährung (2020): Die Ernährungspyramide, Link: https://www.bzfe.de/ernaehrung/die-ernaehrungspyramide/die-ernaehrungspyramide-eine-fuer-alle/